Das Buch des Monats - Kommentiert von Michael Schneider

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wollbold, Andreas:
Die Seligpreisungen mit großen Auslegern bedacht
Köln: Patristisches Zentrum Koinonia - Oriens e.V., 2007. Edition Cardo; Bd. 143;
ISBN 3-936835-46-2  Preis: 14;00 €

 

Die ersten Worte der Bergpredigt sind die acht Seligpreisungen. Jesu erste Worte an sein Volk drohen also nicht, sie fordern auch nichts, sie jubeln einfach. Eine neue Zeit ist gekommen, in der die Kleinen glücklich sein können. Diesen acht Worten geht dieses Buch nach. So wichtig deshalb das Nachforschen nach ihrer genauen exegetischen Bedeutung ist, das Vergleichen mit anderen Textstellen und das Bestimmen von theologischen Positionen, zuerst ist hier einfach ein Jubel zu hören. Er kommt direkt aus dem Herzen Jesu. Denn „wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund“ (Mt 12,34). Nicht umsonst erwähnt Matthäus ehrfurchtsvoll eigens das „Auftun des Mundes“ Jesu (Mt 5,2).

Seligpreisungen als Worte des Lebens, als Aufstieg auf den Berg, das ist schon viel. Aber etwas fehlt noch. Christus steigt hinauf, und seine Jünger mit ihm. Aufsteigen kann nur, wer von unten kommt, aus der Ebene. „Niemand kann emporsteigen, der nicht herabgestiegen ist“ (Eph 4,9f). Aufstieg und Abstieg,  descensio und ascensio, Himmel und Erde, Gott und Mensch, Leben und Tod, Kreuz und Auferstehung, das ist die Grundbewegung Jesu.

Es ist ein Weg, der zuerst nach unten geht, in die Mühsal der Überwindung der eigenen Niedrigkeit, der Verstrickungen und Verirrungen. Nur dann wird er reif für den Berg Gottes. Zuerst also Askese, dann erst Mystik. Ohne Askese bläht geistliches Leben nur auf und führt zur Pseudomystik.

Wie ein Echo auf Aufstieg und Abstieg ist schließlich das Verhältnis von Altem und Neuem Testament, ohne das die Seligpreisungen nicht zu verstehen wären. Jesus verkündet nichts anderes, als was in Gesetz und Propheten verkündet war. So sagt der Katechismus der katholischen Kirche: Die Seligpreisungen „stehen im Herzen der Predigt Jesu. Sie nehmen die Verheißungen wieder auf, die dem auserwählten Volk seit Abraham gemacht wurden. Die Seligpreisungen vollenden die Verheißungen, indem sie diese nicht mehr bloß auf den Besitz eines Landes, sondern auf das Himmelreich ausrichten.“

Außer dem Wort der Heiligen Schrift soll auch die Stimme der Kirche in großen Auslegern der acht Seligpreisungen zu Wort kommen: Johannes vom Kreuz, Bernhard von Clairvaux, Ambrosius von Mailand, Augustinus und Thomas von Aquin u.v.a. Diese herausragenden Lehrer des Glaubens und des geistlichen Lebens stehen für das unablässige Bemühen der Kirche aller Zeiten, die Seligpreisungen, das Grundgesetz jedes christlichen Lebens, zu verstehen. Denn was der Herr sagt, zeigt sich in ihrem Echo in einer Fülle, die niemals auszuschöpfen ist. Die Heilige Schrift und ihre Ausleger sollen dabei nicht nur historisch, sondern geistlich gelesen werden, d.h. in ihrem Anspruch, jedem Gläubigen hier und jetzt etwas zu sagen zu haben.