Das Buch des Monats - Kommentiert von Michael Schneider

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Michael Schneider
 

Michael Schneider
» Die Liebe ist möglich, und wir können sie tun ... « /
Erste Überlegungen zur neuen Enzyklika »Deus caritas est« von Papst Benedikt XVI.

Edition Cardo; Band 133 - Köln, 2006 (ISBN 3-936835-33-0) Preis: 6.50 €

 

Die erste Enzyklika von Papst Franziskus ist erschienen, welche ähnlich wie bei Papst Benedikt XVI. etliche Ausführungen des Amtsvorgängers aufgreift und weiterführt; an sie sei erneut erinnert.


Am Anfang des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. kam es zu einer Flut an Literatur mit recht unterschiedlichen Stellungnahmen. Zahlreich waren die geäußerten Wünsche und Desiderate an den neuen Papst. Nun ist nicht zu erwarten, daß er - auf dem Stuhl Petri einen anderen theologischen Weg einschlagen wird, als er ihn in den vergangenen Jahren als Professor der Theologie und als Präfekt der Glaubenskongregation gegangen ist. Wie die theologische Existenz Joseph Ratzingers kein Ende fand, als er Bischof und Kardinal wurde, so wird es sich auch mit dem Papstamt verhalten, das er übernommen hat. Er ist zwar nicht mehr von der »Zunft der Theologen«, aber immer noch ein »zünftiger Theologe« (E.Jüngel). Insofern blieb die Reaktion der Presse auf die neue Enzyklika »Deus caritas est« vom 25. Dezember 2005 eindeutig, da man sich einig war, daß in diesem päpstlichen Schreiben ein Intellektueller und großer Theologe sein Bestes geben möchte.
Seit seinem Sommerurlaub in Castel Gandolfo arbeitete Papst Benedikt an den Ausführungen seiner Enzyklika, die er in Deutsch verfaßte, und er feilte bis zuletzt daran; selbst die Übersetzungen ins Lateinische, Italienische und Französische prüfte er. Die Wahl des Themas überrascht nicht, da es sich bei der Liebe um den Kern des christlichen Glaubens handelt; doch waren die Ausführungen insofern nicht zu erwarten, als der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation sich eher als ein Hüter der kirchlichen Doktrin erwiesen hatte. Die Enzyklika wirkt nicht gelehrig, sie ist allgemein verständlich geschrieben und hat einen versöhnlichen, ja gewinnenden Ton. Die aktuelle Bedeutung der Enzyklika wird gleich zu Beginn überdeutlich, wenn davon gesprochen wird, daß heute »mit dem Namen Gottes bisweilen die Rache oder gar die Pflicht zu Haß und Gewalt verbunden wird« (Art.1). Das Schreiben umfaßt 78 Seiten und hat ersten einen philosophisch-theologischen Teil, sowie einen zweiten mit konkreten Folgerungen aus dem Gebot der Nächstenliebe. Auch wenn die Liebe viele Dimensionen hat, bildet sie »eine einzige Wirklichkeit«, denn zwischen Gottes- und Nächstenliebe, zwischen schenkender und begehrender Liebe besteht eine innere Einheit.