Das Buch des Monats - Kommentiert von Michael Schneider

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus der Reihe »Koinonia Oriens« Band 51:
Lothar Heiser,
Ägypten sei gesegnet! (Is 19,25). Koptisches Christentum in Bildern und Gebeten,

EOS-Verlag: St.Ottilien 2001 (28,00 €).

 

Die Kopten im Land Ägypten

Die alten Ägypter nannten ihr fruchtbares Kulturland längs der Flussoase des Nils „das schwarze Land“ im Regensatz zum „roten“ der Wüste oder auch „Haus des Gottes Ptah“, womit die Tempelstadt Memphis gemeint war. Von dieser Bezeichnung, die die Assyrer als „Hi.Ku.Pta“ überliefert haben, entlehnten die Griechen den Namen „Aigyptos“, was in der Benennung der Araber zu „gibt“ oder „qibt“ oder auch „qubt“ wurde. Hieraus entwickelte sich wiederum die Bezeichnung „Kopte“. Die Kopten sind aufgrund ihrer Abstammung und ihrer Selbstbenennung die Nachfahren der alten Ägypter. Im Abendland wurden vom 17. Jahrhundert an die Christen der ägyptischen Nationalkirche - unabhängig von der Zeit der Entstehung dieses Begriffes - als Kopten bezeichnet. Da es infolge von Begegnungen mit den abendländischen Kirchen zu Abspaltungen von der koptischen Kirche und zu Gründungen von koptisch katholischen und koptischevangelischen Gemeinden kam, aber auch um ihre Treue zum Ursprung zu bezeugen, nennt die Kirche Ägyptens sich heute koptisch-orthodoxe Kirche. Nur

der Einfachheit halber wird in dieser Darstellung von der koptischen Kirche gesprochen.

 

Ihren Ursprung führen die Christen Ägyptens auf den Petrus-Schüler und Evangelisten Markus zurück, und ihr Oberhaupt, der Patriarch von Alexandreia, führt wie sein Amtsbruder in Rom, der Nachfolger des Apostels Petrus, den Titel „Papst“. Die Lebendigkeit des koptischen Christentums ist heute unübersehbar dank der Tatkraft des 117. Nachfolgers des heiligen Markus, des Patriarchen und Papstes Schenuda III., der seit 1971 die koptische Kirche mit ihren schätzungsweise 8 bis 10 Millionen Mitgliedern leitete. Die Sonntagsschulen in Dorf- und Stadtgemeinden, das moderne Bildungswesen und die Belebung der monastischen Tradition in den Klöstern sind äußere Zeichen dieser Lebendigkeit. In ihrer Geschichte hat die koptische Kirche nie weltliche Macht ausgeübt. Verfolgt von den römischen Imperatoren, unterdrückt von den orthodoxen Byzantinern und unterjocht von den islamischen Arabern, war sie immer eine Kirche der Martyrer und Benachteiligten. Während - mit Ausnahme Äthiopiens - alle anderen Länder in Afrika der Arabisierung und Islamisierung zum Opfer fielen, hat das Christentum in Ägypten überlebt. Dazu trugen die Beharrlichkeit der Mönche und der Fleiß der koptischen Bauern bei, auf deren Steuern die arabischen Herrscher angewiesen waren. Doch nur ein Teil der arbeitsamen Fellachen konnte die Kopfsteuer, die Djizya, entrichten und so den Glauben bewahren, während immer größere Gruppen sich genötigt sahen, den Islam anzunehmen, um mit ihren Familien überleben zu können. Trotz der Benachteiligungen im islamisch geprägten Ägypten, das die Kopten bis heute von allen Schlüsselpositionen in Staat und Gesellschaft ausschließt, haben sie sich nie als Minderheit gefühlt. Als Nachfahren der alten Ägypter sind sie vielmehr von dem Bewusstsein getragen, trotz ihrer arabischen Sprache „ägyptischer“ zu sein als die Muslime.