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Aus der Reihe »Koinonia
Oriens« Band 51:
Lothar Heiser, Ägypten
sei gesegnet! (Is 19,25). Koptisches Christentum in Bildern und Gebeten,
EOS-Verlag: St.Ottilien 2001
(28,00 €).
Die Kopten im Land Ägypten
Die alten Ägypter nannten
ihr fruchtbares Kulturland längs der Flussoase des Nils „das schwarze Land“
im Regensatz zum „roten“ der Wüste oder auch „Haus des Gottes Ptah“, womit
die Tempelstadt Memphis gemeint war. Von dieser Bezeichnung, die die Assyrer
als „Hi.Ku.Pta“ überliefert haben, entlehnten die Griechen den Namen „Aigyptos“,
was in der Benennung der Araber zu „gibt“ oder „qibt“ oder auch „qubt“
wurde. Hieraus entwickelte sich wiederum die Bezeichnung „Kopte“. Die Kopten
sind aufgrund ihrer Abstammung und ihrer Selbstbenennung die Nachfahren der
alten Ägypter. Im Abendland wurden vom 17. Jahrhundert an die Christen der
ägyptischen Nationalkirche - unabhängig von der Zeit der Entstehung dieses
Begriffes - als Kopten bezeichnet. Da es infolge von Begegnungen mit den
abendländischen Kirchen zu Abspaltungen von der koptischen Kirche und zu
Gründungen von koptisch katholischen und koptischevangelischen Gemeinden
kam, aber auch um ihre Treue zum Ursprung zu bezeugen, nennt die Kirche
Ägyptens sich heute koptisch-orthodoxe Kirche. Nur
der Einfachheit halber
wird in dieser Darstellung von der koptischen Kirche gesprochen.
Ihren Ursprung führen die
Christen Ägyptens auf den Petrus-Schüler und Evangelisten Markus zurück, und
ihr Oberhaupt, der Patriarch von Alexandreia, führt wie sein Amtsbruder in
Rom, der Nachfolger des Apostels Petrus, den Titel „Papst“. Die Lebendigkeit
des koptischen Christentums ist heute unübersehbar dank der Tatkraft des
117. Nachfolgers des heiligen Markus, des Patriarchen und Papstes Schenuda
III., der seit 1971 die koptische Kirche mit ihren schätzungsweise 8 bis 10
Millionen Mitgliedern leitete. Die Sonntagsschulen in Dorf- und
Stadtgemeinden, das moderne Bildungswesen und die Belebung der monastischen
Tradition in den Klöstern sind äußere Zeichen dieser Lebendigkeit. In ihrer
Geschichte hat die koptische Kirche nie weltliche Macht ausgeübt. Verfolgt
von den römischen Imperatoren, unterdrückt von den orthodoxen Byzantinern
und unterjocht von den islamischen Arabern, war sie immer eine Kirche der
Martyrer und Benachteiligten. Während - mit Ausnahme Äthiopiens - alle
anderen Länder in Afrika der Arabisierung und Islamisierung zum Opfer
fielen, hat das Christentum in Ägypten überlebt. Dazu trugen die
Beharrlichkeit der Mönche und der Fleiß der koptischen Bauern bei, auf deren
Steuern die arabischen Herrscher angewiesen waren. Doch nur ein Teil der
arbeitsamen Fellachen konnte die Kopfsteuer, die Djizya, entrichten und so
den Glauben bewahren, während immer größere Gruppen sich genötigt sahen, den
Islam anzunehmen, um mit ihren Familien überleben zu können. Trotz der
Benachteiligungen im islamisch geprägten Ägypten, das die Kopten bis heute
von allen Schlüsselpositionen in Staat und Gesellschaft ausschließt, haben
sie sich nie als Minderheit gefühlt. Als Nachfahren der alten Ägypter sind
sie vielmehr von dem Bewusstsein getragen, trotz ihrer arabischen Sprache
„ägyptischer“ zu sein als die Muslime.
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