Im Monat November 2017

Das Buch des Monats - Kommentiert von Michael Schneider

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Albertus Magnus

Über die Eucharistie

Johannes Verlag, Einsiedeln 2017   (303 Seiten)    ISBN 978-3-89411-438-1    16.- Euro

 

»Dieses Sakrament ist das Wunder aller Wunder; denn er gibt sich selbst und bleibt doch, der er ist« (207). Mit diesen Worten beschreibt Albertus Magnus (1200- 1280) das Geheimnis der Eucharistie. Den großen Theologen und Kirchenlehrer, der als Ordensoberer und Bischof von Regensburg auch seine praktische Fähigkeiten unter Beweis stellte, prägte zutiefst eine eucharistische Frömmigkeit. Lebte er doch in jener Zeit, in der das Fronleichnamsfest offiziell eingeführt wurde und sein Schüler Thomas von Aquin die entscheidenden liturgischen Texte verfaßte. Die Summe der eucharistischen Theologie Alberts finden wir in den beiden vorliegenden Schriften, die von Marianne Schlosser sorgfältig übersetzt und von Ruth Meyer aus dem Albertus-Magnus-Institut in Köln umsichtig eingeführt werden; beide gehen davon aus, daß Albert den Doppeltraktat selbst verfaßt hat. Das erste Werk De mysterio missae (Über das Geheimnis der Heiligen Messe) bezeichnet Josef Andreas Jungmann als »eine vor allem aus dem Text des Meßordo geschöpfte, lichtvolle und theologisch gründliche Erklärung« der einzelnen Vollzüge und Gebete der Eucharistie. vom Introitus an. Hingegen wird das zweite Werk De copore Domini (Über den heiligen Leib des Herrn) nur in einer Auswahl vorgestellt, um »primär der geistlichen Lesung dienen« zu können (35). Dieser Kommuniontraktat aus der Zeit vor 1279 enthält praktische Hilfen zur würdigen Mitfeier der Eucharistie; auch grundsätzliche Fragen werden angegangen, wie beispielsweise die Frage der eucharistischen Materie (gesäuert-ungesäuert), der gültigen Zelebration und Sinnhaftigkeit einer Konzelebration. Außer Überlegungen zur Häufigkeit der Kommunion und der Weise des Kommunionempfangs (243) findet sich auch eine grundsätzliche Darlegung dessen, was im christlichen Sinn als ein eucharistisches »Opfer« bezeichnet wird. »Realpräsenz« ist »nicht so zu verstehen, als stiege Christus räumlich vom Himmel und beginne hier anwesend zu sein. Er bleibt im Himmel zur Rechten des Vaters, auch wenn sein Dasein im Sakrament jetzt hier beginnt« (269). In seinen Ausführungen, die streng theologisch, weniger allgegorisch gehalten sind, greift Albert manche theologisch strittige Fragen auf, um sich schließlich der Meinung der »besseren Theologen« anzuschließen (265), doch immer so, daß er »bei aller Gelehrsamkeit nicht belehrend« (23) ist.

 

Alberts »Doppelwerk« bietet dem Leser einen recht wertvollen Kommentar zu dem, was meist als »tridentinische Messe« bezeichnet wird, wobei Albert einschränkend hervorhebt, daß »der hl. Gregor der Große manches Überflüssige zurückgeschnitten und die Feier neu georgnet hat, zu der Form, wie sie die Kirche auch heute noch befolgt« (57).

 

Die Frage des »pro multis« beantwortet Albert wie folgt: »Für euch, denn auch ein Bischof und Priester bedarf des erlösenden Blutes. Für viele: Das heißt, für die Guten ist das Blut heilswirksam, für alle aber ist es vergossen, damit sie ausreichende Gnade erhalten« (146; vgl. 276f.). Es handelt sich hier um eine ähnliche Begründung, wie sie in der orthodoxen Kirche gegeben wird (zuletzt noch bei A. Schmemann): »Denn ‘viele’ besagt eine große Menge, eine Vielzahl, die ins Ungemessene wachsen kann. Wie viel aucfh immer diese Vielen sind - Aristoteles spricht ja von einer potentiell unbegrenten Vielzahl von Menschen - diese Vielzahl (multitudo) ist Erlös durch die Kraft des Blutes Christi. Daher ist das ein hervorragender Ausdruck. Wenn aber gesagt würde: ‘für alle’, würde damit gewissermaßen eine abgeschlossene Zahl angegeben« (277). Eine überraschende Äußerung aus dem Bereich der Eschatolgie verbindet sich mit den Worten »Und die nun ruhen im Frieden«: »Aus diesem Wort können wir folgern, daß die Seelen am Reinigungsort nicht Dämonen zur Bestrafung übergeben werden; denn dann würden sie nicht in Frieden ruhen. Vielmehr werden sie durch sich selbst gereinigt, wie Gold im Feuer geläutert und rotglühend« (155). Am Ende des Doppelwerkes ist ein eucharistisches Gebet hinzugefügt, das Albertus selbst niederschrieb (vgl. 17f. 301-303). - Der Leser findet in dem »Doppelwerk« eine profunde, theologisch und geistlich tiefgründige Erschließung des eucharistischen Geheimnisses, von der Albert bekennt, er habe es»zur Ehre Jesu Christi geschrieben« (300).