Benedikt von Nursia

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Sooft du etwas Gutes zu tun beginnst, bitte zuerst inständig darum, dass Er es vollende. 
Dem Gottesdienst nichts vorziehen! 
Niemals an der Barmherzigkeit Gottes verzweifeln! 
Nicht heilig genannt werden wollen, bevor man es ist; sondern es zuerst sein, um mit mehr Recht so genannt zu werden. 
Das Gebet soll kurz und rein sein, es sei denn, es werde durch den Antrieb und die Eingebung der göttlichen Gnade verlängert. Doch in der Gemeinschaft soll das Gebet ganz kurz sein.
Der Liebe zu Christus nichts vorziehen. 
Alle Gäste, die zum Kloster kommen, sollen wie Christus aufgenommen werden; denn er wird einmal sagen: Ich war Gast, und ihr habt mich aufgenommen. 
Die Tugend des Gehorsams soll nicht nur dem Abt gegenüber von allen geübt werden, sondern die Brüder sollen sich auch gegenseitig gehorchen in der Überzeugung, dass sie auf diesem Weg des Gehorsams zu Gott gelangen. 
Wie es einen bitteren Eifer gibt, der von Gott trennt und zur Hölle führt, so gibt es auch einen guten Eifer, der von der Sünde trennt und zum ewigen Leben führt. 

Die Mönche sollen einander in gegenseitiger Achtung übertreffen, die Schwächen des Körpers und des Verhaltens sollen sie in großer Geduld aneinander ertragen. 
Aufeinander sollen sie hören, darin sollen sie sich zuvorkommen. Keiner soll den eigenen Vorteil suchen, sondern mehr den des anderen. Als Brüder sollen sie sich selbstlos lieben, in Liebe sollen sie Gott fürchten. Ihrem Abt seien sie in aufrichtiger und demütiger Liebe zugetan. 
Christus sollen sie gar nichts vorziehen, der uns alle zum ewigen Leben führe. 
Denn immer müssen wir Ihm mit den Gaben, die Er uns geschenkt hat, gehorchen. 
Wir wollen uns also »mit dem Glauben umgürten« (Eph 6,14-15), in Treue das Gute tun und unter der Führung des Evangeliums die Wege gehen, die der Herr uns zeigt, damit wir Ihn schauen dürfen, »der uns in Sein Reich gerufen hat«. 
Wer den Herrn fürchtet und sich wegen seines treuen Dienstes nicht überhebt, ist überzeugt, dass das Gute, das er hat, nicht sein eigenes Werk ist, sondern das Werk des Herrn. 
Wir wollen vorwärts eilen und tun, was uns für die Ewigkeit nützt. 
Wir wollen eine Schule für den Dienst des Herrn gründen. Bei dieser Gründung ist es unsere Absicht, nichts Hartes, nichts Schweres anzuordnen. 
Verlass nicht gleich voll Angst und Schrecken den Weg des Heils, der am Anfang nun einmal eng sein muss. 
»Denn der heilige Mann Benedikt konnte unmöglich anders lehren, als er lebte« (so das Urteil von Papst Gregor d. Großen über Benedikt; Dial. 2,36).