Bernhard von Clairvaux

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Glühen ist mehr als Wissen.
Nichts ist mir angenehm, das nicht erklingt von Jesu Namen. Erbarme dich deiner Seele und gefalle Gott.
Gehe abseits. Aber tu es mit dem Herzen.

Der Weg, der dir gezeigt wird, ist nicht weit. Du musst deinem Gott nur bis zu dir selbst entgegengehen.
Fange damit an, dass du über dich selbst nachdenkst, damit du dich nicht selbstvergessen nach anderem ausstreckst ... Wärest du auch weise, so würde dir doch Wesentliches zur Weisheit fehlen.
Du bist für dich allein, wenn du nicht denkst, wie alle denken; wenn du dich nicht von dem in Beschlag nehmen lässt, was dir unter die Augen kommt; wenn du das verschmähst, worauf die Menge großen Wert legt; wenn dich anwidert, woran alle ihr Herz hängen; wenn du allem Zank aus dem Wege gehst; wenn es dir nichts ausmacht, etwas zu verlieren, und wenn du Beleidigungen schnell vergisst. Hast du nicht diese Grundhaltungen, so bist du nicht einsam, selbst wenn du dem Leibe nach ganz allein sein solltest.
Keiner soll sich eher an das Reden machen, als er geschaut hat.
Darum, wenn du klug bist, mache dich zum Behälter und nicht zum Kanal. Denn ein Kanal nimmt auf und gibt fast zur gleichen Zeit wieder ab; ein Behälter aber wartet, bis er voll ist und teilt dann ohne eigenen Verlust von der Überfülle mit. Kanäle haben wir heute leider Gottes in der Kirche viele, Behälter aber wenige.
Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denke also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht: tu das immer, ich sage nicht: tu das oft, aber ich sage: tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.
Es ist viel klüger, du entziehst dich von Zeit zu Zeit deinen Beschäftigungen, als dass sie dich ziehen und dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst. Du fragst, an welchen Punkt? An den Punkt, wo das Herz hart wird. 

Wie kannst du für andere voll und echt Mensch sein, wenn du dich selbst verloren hast. Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat.
Sei du für dich der erste und der letzte Gegenstand des Nachdenkens. Wer nicht einmal den Anfang gemacht hat, darf sich nicht wundern, dass die Vollendung auf sich warten lässt. 
Er liebte es, bei sich selber zu wohnen.
Es ist etwas, das eigene Herz zu erfreuen, aber es ist etwas anderes, viele zu erbauen. Rachel ist schön, aber Lea ist fruchtbar. 
Es ist eine tagtägliche Erfahrung, dass der, welcher sich vornimmt, sich zu bekehren, um so schärfer von der Begierlichkeit des Fleisches angefochten wird.
Die Apostel haben mich gelehrt zu leben. Du meinst, das sei wenig, wenn man zu leben versteht? Großes, ja das Größte ist es.