Jerusalem-Gemeinschaft

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LIEBE
Nimm mit deiner ganzen Existenz die Liebe entgegen, die Gott dir zuerst entgegenbringt. Bleibe auf immer in dieser Sicherheit, die allein deinem Leben Sinn, Kraft und Freude geben kann. 
Ein für allemal ist dir diese kurze Weisung gegeben: Liebe und tue, was du willst. Wenn du schweigst, schweige aus Liebe. Wenn du sprichst, sprich aus Liebe. Wenn du zurechtweist, tue es aus Liebe. Wenn du verzeihst, verzeihe aus Liebe. Trage auf dem Grund deines Herzens die Wurzel der Liebe. Von dieser Wurzel kann nichts als Gutes ausgehen. 

Finde dich damit ab, einzusehen, dass deine spontanen Regungen schlecht sind. Erkenne mit klarem Blick, dass der Grund deines Wesens egozentrisch und egoistisch ist, durch Neid, Aggression oder Besitzlust geprägt. 
Um zur Liebe zu gelangen, sei durchsichtig. Lass zu, dass andere dich kennen, und suche selber, andere kennenzulernen. 

GEBET
Er, der dich zum geistlichen Leben beruft, lädt dich ein, dich ganz dem Gebet zu widmen, der wesentlichen Tätigkeit, für die du bereit warst, alles zu verlassen. 
Der große Lehrer und Meister deiner Berufung zum Gebet ist der Heilige Geist. 
Dadurch, dass du gewählt hast, im Herzen der Städte zu beten, möchtest du verdeutlichen, dass dein Leben dort im Herzen Gottes aufgehoben ist. 
Du weißt, wie schwer es ist zu beten. Das Gebet ist zutiefst der Ort der Unverfügbarkeit. 
Jede Woche am Donnerstag bete auch in der Nacht, bete mit denen, die wie Christus verlassen sind; bete im Gedenken an Gethsemani, wo es niemandem gelang, eine Stunde mit Jesus im Gebet auszuharren. 
Deine Zelle soll zur Kapelle werden.

ARBEIT
Lebe in deiner Arbeit das tägliche Ostern, indem du von der mühevollen Last zum Opfer übergehst, vom Zwang zur Annahme. 
Deine Arbeit sei auch Zeichen deiner Solidarität mit den Bewohnern der Stadt, mit den Arbeitern, die Tag für Tag ihrer Arbeit nachgehen, sie mit Leben füllen oder darunter leiden, aber auch mit denen, die auf der Suche nach Arbeit sind. 

STILLE
Tritt ein in das Geheimnis der Stille. Es ist nicht Ziel deines Lebens, zu schweigen, sondern deine Brüder zu lieben, dich selbst kennenzulernen und Gott zu empfangen. 
Stille muss gelebt, nicht ertragen werden. 
Die Stille wird dich lehren, in deinem Innern ein Mensch zu werden, der sich jeden Tag nach dem Bild seines Schöpfers erneuert. 
Nachmittags widme dich der geistlichen Lesung. 
Einmal in der Woche sollst du einen Wüstentag halten. Er ist gelebte Nachfolge Jesu Christi, der sich selber gern zurückzog, und dies auch seinen Jüngern ans Herz legte. Nichts gehe dem Wüstentag vor, denn er ist sehr wichtig für das körperliche, seelische und geistliche Gleichgewicht des Mönches in der Stadt.