Johannes vom Kreuz

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Lege Liebe hinein, wo keine Liebe ist, und du wirst Liebe gewinnen. 
Ich bin nicht tugendhaft durch das, was ich (an Gutem oder Schlechtem) in mir sehe, sondern durch das, was Gott (in Liebe und Güte) in mir sieht. 
Der eigentliche Beweger und Führer der Seelen ist der unablässig um sie bemühte Heilige Geist. 

Nicht daran leiden wir Mangel, dass wir nicht schreiben und sprechen können, denn für gewöhnlich haben wir davon übergenug; es fehlt uns, dass wir nicht schweigen und handeln können. Denn das Reden zerstreut; Schweigen und Handeln verhelfen unserem Geist zur Sammlung und schenken ihm neue Kräfte... Es gilt, viel zu leiden, zu handeln, zu schweigen; durch die Übung der Einsamkeit und die Freude, die wir an ihr haben, sollen wir unsere Sinne abschließen, alles Erschaffene und alles Geschehene vergessen, mag auch die Welt über uns zusammenstürzen.
Demut!
Lass Deiner Schönheit Übermacht mich töten!
»Immer sang er...«
Starkes Licht wird vorbereitet im Erleiden der Dunkelheit. Willst du dahin gelangen, alles zu kosten, suche in nichts Genuss. Willst du dahin gelangen, alles zu wissen, verlange in nichts etwas zu wissen. Willst du dahin gelangen, alles zu besitzen, verlange in nichts, etwas zu haben. Willst du dahin gelangen, alles zu sein, verlange in nichts, etwas zu sein. Willst du erlangen, was du nicht genießt, musst du hingehen, wo du nichts genießt. Willst du gelangen zu dem, was du nicht weißt, musst du hingehen, wo du nichts weißt. Willst du gelangen zu dem, was du nicht besitzest, musst du hingehen, wo du nichts besitzest. Willst du erlangen, was du nicht bist, musst du hingehen, wo du nichts bist. 
Suche stets in der Gegenwart Gottes zu wandeln, mag sie nun in Wirklichkeit oder in der Vorstellung bestehen oder in der Vereinigung begründet sein. 
Tu nie etwas noch sage irgendein Wort, das nicht auch Christus tun, beziehungsweise sagen würde, wenn er in deinem Stande lebte, dein Alter und deine Gesundheit besäße. 
Suche in allen Dingen die größere Ehre und Verherrlichung Gottes. 
Vernachlässige nie das Gebet, auch wenn du Trockenheit und Schwierigkeiten dabei findest; gerade dieser Umstand soll dich bewegen, auszuharren. 
Bedenke stets, dass alles, was dir begegnet, sei es Gutes oder Schlimmes, von Gott kommt, damit du dich einerseits nicht überhebst, andererseits nicht kleinmütig wirst. 

Mische dich nie in Angelegenheiten, die dir nicht aufgetragen sind, und sei nicht hartnäckig auf deine Meinung versessen, auch wenn sie Gründe für sich hat. Und wenn man dir bei einem Auftrag sozusagen den Finger reicht, so greife nicht gleich nach der Hand. Denn hierin täuschen sich manche, indem sie sich für verpflichtet halten, etwas zu tun, wozu sie bei näherem Besehen keinen Auftrag haben. 
Gott zürnt jenen, die mehr den Menschen als ihm gefallen wollen.