Kartäuser

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Die Zelle ist das heilige Land und der Ort, wo der Herr und sein Diener sich häufig miteinander unterhalten wie jemand mit seinem Freund. 
Wahlspruch der Großen Kartause: Stat crux, dum volvitur orbis.
Der erste Akt der Liebe zu unseren Brüdern ist die Achtung ihrer Einsamkeit. 
Letzten Endes liegt die Stärke des Einsiedlers nicht in irgendeiner Regel oder dem Gehorsam oder einer von außen kommenden Leitung, sondern in einer inneren Kraft. Je einsamer ein Leben wird, desto wichtiger wird der Geist und desto unwichtiger der Buchstabe der Regel. 

Das Schweigen ohne Betrachtung bedeutet den Tod, es ist wie ein lebendig Begrabener. Aber Betrachtung ohne Schweigen ist ohnmächtige Selbsttäuschung - wie das Toben dieses lebendig Begrabenen. Erst wenn das Schweigen und die Betrachtung zusammenkommen, bringen sie der Seele großen Frieden. Spruch der Kartäuser: Non sanctos patefacere sed multos sanctos facere. 
Einziges Lob über einen verstorbenen Kartäuser: Laudabiliter vixit. 
Der Herr hätte am Ölberg tiefen Trost empfunden, wenn er bei den Seinen Glauben gefunden hätte. Dieser Trost wird ihm auch heute noch versagt: viele kennen ihn, anerkennen ihn aber nicht. 
Eine Versuchung, die in gewissem Sinn gefährlicher ist als die zur Sünde, ist die Versuchung zur Mittelmäßigkeit. Wenn sich jemand mit Mittelmäßigkeit abfindet, so kann dies nur das Resultat einer erbärmlichen Berechnung sein; und diese Berechnung ist falsch, wie alle Berechnungen der Eigenliebe. Das Kreuz duldet keine Halbheit. 
Weder die Anzahl der Gebete noch eine Häufung von Frömmigkeitsübungen ist wichtig im geistlichen Leben, sondern einzig eine ständige Haltung lebendigen Glaubens, hochherziger Hingabe seiner selbst und innige Vereinigung mit Gott. Unsere Handlungen sind so viel wert wie unsere Absichten. 
Was für manchen wie ein Berg erscheint, erscheint dem Demütigen gering. 
Das geistliche Leben besteht nicht im Suchen von Schwierigkeiten. Der Geist verkümmert, wenn man sich gehen lässt; aber er lebt auch nicht von athletischen Anstrengungen, von Aszetismus; er lebt von der Liebe. Nichts vereinfacht alles so wie die Liebe. Der Gott suchende Mensch meidet sorgfältig die Kompliziertheit. Das Richtige ist einfach. 
Wie viele sind einsam in der Großstadt, weil sie nicht mit Gott sind. Wer mit Gott ist, ist nie weniger einsam, als wenn er allein ist. 

Die Wahrheit wird nicht verteidigt, sie verteidigt sich selbst. Denn nicht sie braucht dich, sondern du brauchst sie.
Stets gespannt, erlahmt der Bogen. 
Es muss Mönche geben, die durch ihr ganzes Leben auf Gott hinweisen. Sie müssen Zeichen sein für die Gegenwart Gottes.